Mehrere Fälle von Monkeypox in Europa, ist das besorgniserregend?

In mehreren europäischen Ländern, in Nordamerika und Australien wurden kürzlich mehrere Fälle von autochthonen Infektionen mit Monkeypox (MKP) – oder Affenpockengemeldet (insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM)). In vielen Ländern werden derzeit Verdachtsfälle untersucht. Es handelt sich um ein ungewöhnliches Phänomen. Inzwischen wurden im Mai 2022 mehrere Fälle auf französischem Staatsgebiet bestätigt. Bei allen bestätigten Fällen haben die Analysen des Gesundheitsministeriums ein Virus nachgewiesen, das zur Klade “Westafrika” des MKP-Virus gehört[1]. Dies deutet auf eine ursprüngliche Verbindung zu Nigeria hin, einem Land, in dem das Virus seit 2017 regelmäßig zirkuliert. Abgesehen von dem am 7. Mai im Vereinigten Königreich gemeldeten Fall, der aus Nigeria importiert wurde, berichten die neu gemeldeten Fälle nicht über eine Reise nach Afrika oder eine Verbindung zu einer Person, die aus Afrika zurückkehrt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die gemeldeten Fälle überwiegend mild und es gibt keine Berichte über Todesfälle.

Welche Symptome weisen auf die Affenpocken hin?

Nach einer Inkubationszeit von 5 bis 21 Tagen beginnt die Infektion mit dem Affenpockenvirus mit Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Asthenie. Die Krankheit verursacht auch eine Lymphknotenentzündung. Die Lymphadenopathien (Hals, Gesicht…) sind voluminös. Die Person ist ansteckend, sobald die ersten Symptome auftreten. Innerhalb von 1 bis 3 Tagen (manchmal auch länger) nach Auftreten des Fiebers entwickelt der Patient einen Hautausschlag, der häufig im Gesicht beginnt und sich dann auf andere Körperteile ausbreiten kann, u. a. auf Handflächen, Fußsohlen und Genitalien. Auch andere Schleimhäute (HNO, Bindehäute) können betroffen sein. Es ist anzumerken, dass die kürzlich bei MSM festgestellten Fälle von einem Überwiegen der Läsionen im Genitalbereich berichteten. Der Hautbefall tritt in einem einzigen Schub auf. Die Läsionen durchlaufen verschiedene aufeinanderfolgende Stadien (Makula, Papel, Vesikel, Pustel und schließlich Kruste) und entwickeln sich gleichmäßig. Die Personen sind nicht mehr ansteckend, wenn alle Läsionen nach dem Abfallen der Krusten vernarbt sind. Die Krankheit dauert in der Regel 2 bis 3 Wochen. Die Monkeypox-Infektion sollte nach Ausschluss von Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden, insbesondere Windpocken bei Kindern in Zeiten aktiver Zirkulation (Kinderkrippe und Schulumfeld). Der Hautbefall bei einer Monkeypox-Infektion unterscheidet sich von dem bei Windpocken (die bei Erwachsenen nicht sehr häufig vorkommen). Bei den Windpocken verläuft der Ausschlag in mehreren Schüben. Die Handflächen und Fußsohlen bleiben verschont.

Wie wird das Virus in der menschlichen Bevölkerung verbreitet?

Das Monkeypox-Virus wird übertragen, wenn eine Person mit einem Tier (insbesondere Nagetieren), einem Menschen oder mit Materialien in Kontakt kommt, die mit dem Virus kontaminiert sind. Das Virus gelangt durch eine Verletzung der Haut (auch wenn sie nicht sichtbar ist), der Atemwege oder der Schleimhäute in den Körper. Die Übertragung der Affenpocken vom Tier auf den Menschen kann durch Biss oder Kratzer, durch die Zubereitung von Buschfleisch, durch direkten oder indirekten Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Verletzungsmaterial erfolgen. In Europa gibt es normalerweise keine Reservoirtiere. Die Übertragung von Mensch zu Mensch kann durch respiratorische Tröpfchen erfolgen, die sich normalerweise nicht weiter als ein paar Meter bewegen können, was einen längeren Kontakt von Angesicht zu Angesicht erfordert. Andere Wege der Übertragung von Mensch zu Mensch umfassen den direkten Hautkontakt mit biologischen Flüssigkeiten oder der Läsion unter allen Umständen, einschließlich Geschlechtsverkehr, medizinische oder paramedizinische Pflegemaßnahmen, sowie den indirekten Kontakt mit der Läsion, z. B. durch kontaminierte Kleidung, Wäsche oder Geschirr. In diesem Zusammenhang ist bei jedem Fall, der auf eine Infektion hindeutet, Wachsamkeit geboten. Zur Erinnerung: Die Monkeypox-Infektion ist ebenso wie andere Orthopoxvirosen eine meldepflichtige Krankheit. Zusätzlich zur Meldepflicht für bestätigte und wahrscheinliche Fälle müssen die Angehörigen der Gesundheitsberufe jeden Verdachtsfall unverzüglich der regionalen Gesundheitsbehörde Ihrer Region (ARS) melden [2].

Welche Personen sind gefährdet?

Abgesehen von Patienten mit schweren Verlaufsformen, immungeschwächten Patienten, Schwangeren und Kleinkindern, bei denen besondere Vorsicht geboten ist, müssen Monkeypox-Fälle nicht systematisch ins Krankenhaus eingewiesen werden, sondern es wird empfohlen, sie zu Hause zu isolieren. Die Betroffenen können von der Arbeit freigestellt werden oder eine Genehmigung zur Telearbeit erhalten, um die Isolation für drei Wochen nach Beginn der Symptome einzuhalten. Das HCSP hat in seiner Stellungnahme die Vorsorge-/Präventionsmaßnahmen präzisiert, die im Rahmen der Behandlung eines möglichen Falles in einer Gesundheitseinrichtung umzusetzen sind, sowie die verschiedenen verfügbaren Therapien gegen das Monkeypox-Virus und die Doktrin des Rückgriffs auf diese (beschränkt auf einige Indikationen und gemäß einer Begutachtung von Fall zu Fall durch eine kollegiale Entscheidung). Der Kreislauf für die Behandlung von Patienten und Proben wurde in Verbindung mit SpF, COREB und SAMU-Urgences de France ausgearbeitet:

  • Personen mit Symptomen, die auf eine Monkeypox-Infektion hindeuten, insbesondere Hautausschläge, können das SAMU-Centre 15 anrufen, um eine Überweisung zu erhalten.
  • Gesundheitsfachkräfte im ambulanten Bereich, die Patienten mit Symptomen empfangen, die auf eine Monkeypox-Infektion hindeuten, können ebenfalls das SAMU-Centre 15 (oder direkt den überweisenden Infektiologen) anrufen, um bei der Behandlung ihrer Patienten ggf. unterstützt zu werden. Die Disponenten der SAMU-Centre 15 stehen in Verbindung mit den überweisenden Infektiologen, um den Fall zu klassifizieren und bei Verdachtsfällen oder wahrscheinlichen Fällen die Behandlung zu organisieren. So können bei Bedarf Telekonsultationen organisiert werden.
  • Die Probenentnahme sollte nach Priorität in den Referenzgesundheitseinrichtungen (RGS), in einer nahe gelegenen Gesundheitseinrichtung oder in der Stadt (wenn die RGS zu weit vom Wohnort des Patienten entfernt ist) organisiert werden.
  • Den Patienten müssen Anweisungen für den Transport zum Ort der Probenentnahme gegeben werden: Bevorzugung eines Privatfahrzeugs, Inanspruchnahme eines Krankenwagens, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sollte vermieden werden (Schutzmaßnahmen bei Nutzung von Verkehrsmitteln: regelmäßiges Einreiben mit hydroalkoholischer Lösung, Abdecken der Läsionen, Tragen eines Mundschutzes).
  • Patienten mit schweren Formen der Krankheit werden in erster Linie an die ESR BRE überwiesen.

Die Impfstrategie für Kontaktpersonen mit erhöhtem Risiko wird in Kürze in einer eigenen DGS-Urgent-Mitteilung vorgestellt. Da es sich um eine neuartige und sich entwickelnde Gesundheitssituation handelt, werden diese Verhaltensregeln regelmäßig aktualisiert.

[1] Das MKP-Virus ist ein Orthopoxvirus, von dem zwei Hauptkladen bekannt sind: Westafrika und Zentralafrika (Kongobecken).

[2] Meldung an die ARS möglich in Verbindung mit dem Infektiologen, der den Patienten zur Durchführung der Probenentnahme aufnimmt.

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